Vorbemerkung der Autorin:

Ich lasse meine Geschichten ja lieber für sich stehen. Da ich aber bei meinen Recherchen zu dieser hier über so einige hanebüchene und wirklich gefährliche Ideen gestolpert bin, die aber scheinbar trotz ihrer Absurdität geglaubt werden, möchte ich zum Schutz meiner Leser Folgendes anmerken: Diese Geschichte, besonders Herr Stemmel und seine Theorien über das Coronavirus sind pure Fiktion! Einige real existierende Wissenschaftler und Sachverhalte habe ich fiktiv genutzt und in meine Fantasiegeschichte eingeflochten, nicht zuletzt, um zu zeigen, wie leicht man mit ein bisschen Wikipediawissen eine Verschwörungstheorie spinnen kann.

Ich entschuldige mich außerdem bei allen, deren gesunder Menschenverstand sich durch diesen Hinweis beleidigt fühlt. Es gibt Menschen, die ihn dringend brauchen (den Hinweis und den gesunden Menschenverstand).


Von: „Herbert Schmidt“ <Herbert.Schmidt@polizei.hessen.de>
An: „Beate Klinge“ <Beate.Klinge@polizei.hessen.de>
CC: „Thomas Venter“ <Thomas.Venter@polizei.hessen.de>, „Angelika Hastel“ <Angelika.Hastel@polizei.hessen.de>

Betreff: Anfrage Ermittlungsunterstützung

Sehr geehrte Frau Klinge,

ich hoffe Sie hatten trotz der schwierigen Zeit schöne Ostern.

Nach Rücksprache mit Herrn Balthasar wende ich mich direkt an Sie mit meiner Bitte um Ermittlungsunterstützung für das K10 in Hellenberg.

Anzeigen aus der Bevölkerung haben uns darauf aufmerksam gemacht, dass ein Herr Johannes Stemmel mit seinem Internetauftritt möglicherweise die Einhaltung der Infektionsschutzmaßnahmen gefährdet. Er ist ehemaliger Professor für Pharmazie und veröffentlicht Blogbeiträge und Videos, in denen er diverse Theorien zum Coronavirus aufstellt, unter anderem, dass eine Infektion sich möglicherweise positiv für den Betroffenen auswirken könnte. Er ruft an keiner Stelle zu Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten auf, sodass uns bisher die Rechtsgrundlage fehlt, die Seiten sperren zu lassen. Dennoch schätzen wir die Inhalte als gefährdend ein und hätten sie am liebsten schon gestern vom Netz genommen.

Herr Stemmel hat durchaus eine gewisse Reichweite in einschlägigen Kreisen (Impfgegner, Verschwörungs-theoretiker, etc. vom politisch linken bis rechten Rand). Dadurch hat der Fall möglicherweise eine große politische Brisanz.

Ein mediales Desaster wie derzeit in Heidelberg wollen wir unbedingt vermeiden. Daher ziehen wir Sie als Polizeipsychologin hinzu und bitten zunächst um eine Einschätzung, wie in dem Fall am besten verfahren werden kann, um keine Eskalation herbeizuführen. Insbesondere denken wir dabei an einen Shitstorm im Internet, sowie Menschenansammlungen vor Polizeigebäuden, wie sie jüngst in Heidelberg vorkamen.

Es tritt auch die Frage nach der psychischen Gesundheit von Herrn Stemmel auf. Die Befürchtung ist, dass er möglicherweise auf unsere Ermittlungen irrational reagieren könnte, weshalb wir bisher noch keinen direkten Kontakt zu ihm aufgenommen haben. Ich bitte Sie daher schnellstmöglich eine Stellungnahme zu dem Fall abzugeben, damit wir weitere Handlungsschritte sicherer planen können.

Eventuell würde im Verlauf der Ermittlungen dann auch Ihre Anwesenheit vor Ort von Nöten werden. Hierzu möchte ich noch anmerken, dass wir in der Direktion Hellenberg selbstverständlich sämtliche Hygienemaßnahmen umsetzen und gute räumliche Bedingungen haben um die Sicherheitsabstände etc. einzuhalten.

Anbei übersende ich Ihnen die leider noch recht dürftige, digitale Fallakte als Grundlage für Ihre Einschätzungen. Bei weiteren Rückfragen wenden Sie sich am besten direkt an das Ermittlungsteam. Dazu gehören die KK Venter und Hastel, die Ihnen ja, glaube ich, auch schon von früheren Fällen bekannt sind. Herr Venter wird vornehmlich die Ermittlungen leiten, da ich noch mit anderen Aufgaben betraut bin. Frau Hastel ist spezialisiert auf den Bereich Internet und soziale Medien.

Ich bedanke mich bereits im Voraus für Ihre Unterstützung in diesem heiklen Fall.

Mit freundlichen Grüßen

Herbert Schmidt

Kriminaloberkommissar
RKI Hellenberg – Kommissariat 10
Telefon […]

Anhang:
Erste Datensammlung zur Person Johannes Stemmel.doc
Videoblog, Professor Stemmel 12.03.2020.mp4
Transkription Videoblog Stemmel 12.03.2020.doc
Videoblog, Professor Stemmel 01.04.2020.mp4
Transkription Videoblog Stemmel 01.04.2020.doc


Gesendet: Donnerstag, 16. April 2020 um 16:45 Uhr
Von: „Beate Klinge“ <Beate.Klinge@polizei.hessen.de>
An: „Thomas Venter“ <Thomas.Venter@polizei.hessen.de>, „Angelika Hastel“ <Angelika.Hastel@polizei.hessen.de>

Betreff: Anfrage Ermittlungsunterstützung

Hallo Angie, hallo Thomas,

sagt mal, kann es sein, dass Euer Chef sich nicht mehr an mich erinnert? Oder gab es irgendein Problem? Wir waren doch seit der Geiselnahme 2018 eigentlich schon per Du. Seine Mail war aber megaförmlich…

Naja egal. Ich hab die Akte schon mal kurz überflogen. Da habt Ihr Euch ja einen ganz schönen Vogel an Land gezogen!

Eine erste Einschätzung krieg ich vor morgen nicht hin. Ich muss erstmal das Videomaterial sichten. Wenn Ihr schon etwas weiter drin seid, könntest Du, Angie, vielleicht mal prüfen, welche Teile seiner Theorien realen Bezug haben und vor allem, welche klar widerlegbar sind? (Recherche ist ja eher Dein Ding 😉 ) Je nachdem wie abwegig das wirklich ist, kann ich schon mal was drüber sagen, ob es sich lohnt ein vernünftiges Gespräch mit dem zu suchen.

Für das Medizinische könnten wir eventuell auch Doktor Köpfer ins Boot holen, wenn der nicht gerade auch total überlastet ist.

Liebe Grüße

Bea

PS: Wisst Ihr eigentlich, ob die von der Technik langsam irgendwas Datenschutzkonformes gezaubert haben, damit wir auch Videokonferenzen oder wenigstens ne Chatfunktion für die offiziellen Ermittlungen nutzen können? Ist ja doch etwas nervig alles per Mail und Telefon zu machen. 🙁

Beate Klinge

Diplompsychologin
Zentraler polizeipsychologischer Dienst der Polizei Hessen
Telefon […]


Erste Datensammlung zur Person Johannes Stemmel

Personendaten:

  • Johannes Ferdinand Stemmel
  • Geboren: 13.07.1959
  • Wohnhaft: Gartenstraße 42, 35022 Hellenberg
  • Ledig (nach Fotos auf der Uni-Homepage eventuell feste Lebensgefährtin)

Ermittlungsrelevante Fakten:

  • Lehrte und forschte bis September 2018 am Lehrstuhl für Pharmazie der Uni Hellenberg (auf seiner Homepage und der der Uni übereinstimmend so zu finden)
  • Seither Privatier, bloggt über pharmazeutische Forschung, hauptsächlich aber zum Thema Pharmalobby (unter www.professorstemmel.de/blog)
  • Die Beiträge sind anfangs sehr seriös und bewegen sich weitgehend im Rahmen der freien Meinungsäußerung, werden seit Ende letzten Jahres aber zunehmend polemisch bis diffamierend.
  • Betreibt seit Beginn der Corona-Krise zusätzlich einen Videokanal, auf dem er u.A. die Videos veröffentlicht, die Gegenstand dieser Ermittlungen sind.
  • Kernaussage dieser Videos ist, dass das Virus aus einem chinesischen Labor stammt, jedoch nicht als Krankheit erforscht wurde, sondern gezielt designt wurde, um in Form einer Gentherapie die chinesische Bevölkerung „genetisch zu verbessern“. Es sei noch nicht ausgereift und konnte nur durch einen Unfall aus dem Labor entkommen und sich ausbreiten.

Ende der Leseprobe.

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Wenn Du wissen möchtest, wie es mit dieser Geschichte weitergeht, kannst Du hier Band II kaufen.
(Oder, wenn Du in der Gegend wohnst, schaust Du mal persönlich in der Buchhandlung Jakobi vorbei: in Frankenberg (Eder) in der Neustädter Straße oder in Marburg im Steinweg.)